Kapitel I. Vorwort

 

2. Plan zur Geschichte

Ich werde zu dem angegebenen Zwecke zuerst über die allerältesten Karten, welche man gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts den Tschudi, Münster und Stumpf zu verdanken hatte, eintreten.

Sodann werde ich die Versuche schildern, welche in der zweiten Hälfte des 16. und im Laufe des 17. Jahrhunderts die Murer , Schöpf, Wägmann, Gyger, Von der Weid, Peyer, Grimm, Lambien, Meyer , Guler, Sprecher, Merveilleux , etc. machten, um, zwar allerdings theilweise noch à vue, theilweise aber doch auch schon durch wirkliche geometrische Aufnahmen, einzelne Gegenden unsers Landes richtiger darzustellen, und so das nöthige Material zu beschaffen, um nach und nach, wenigstens in Beziehung auf den Detail, wesentlich bessere Schweizerkarten darauf bauen zu können, wie solche dann wirklich schon im 17. Jahrhundert durch die Murer, Gyger, Muoss, etc., und dann am Anfange des 18. Jahrhunderts abschliesslich durch Scheuchzer erstellt wurden.

Nachher werde ich zeigen, wie zwar auch noch im Laufe des 18. Jahrhunderts jene Materialbeschaffung durch die Bodmer, Rüdiger, Fatio, Tschudi, Roverea, Nötzli, Loup, Wattenwyl, Vulliomet, Albertin, Bel, Meiss, Mallet, Spescha, etc. in verdienstlichster Weise fortgesetzt wurde, — wie aber eine wesentlich höhere Stufe nur erreicht werden konnte, als ausserdem einerseits die Gessner , Mallet, De Luc, Saussure, etc. die Mittel und Methoden zu genauer Orts- und Höhenbestimmung erstellten und in Anwendung brachten, und anderseits durch die von Micheli, Pfyffer, Exchaquet, Studer, etc. ausgeführten Reliefs und Panoramas der bis dahin fast ganz fehlende Sinn für Auffassung und angemessene Darstellung des Terrains zu erwachen begann.

Wenn es Meyer gelang gegen den Schluss des 18. Jahrhunderts mit seinem Atlas der Schweiz wenigstens annähernd eine solche höhere Stufe zu erklimmen, so geschah es zunächst, weil er das Glück hatte in Müller einen Gehülfen zu finden, bei welchem dieser Sinn bereits in bedeutendem Maasse ausgebildet war, — und dass es ihm nicht gelang dieselbe so vollständig zu erreichen, als es sein Opfersinn verdient hätte, hing nur damit zusammen, dass sein anderer Gehülfe Weiss die nöthige Kenntniss jener Methoden nicht besass, wohl aber zu verhindern wusste, dass sich sein Patron mit Tralles, Hassler und Feer, welche damals von sich aus mathematische Grundlagen für eine Karte zu schaffen suchten, zu gemeinsamer Arbeit verband.

Im Weitern werde ich zeigen wie die, durch die Revolution unterbrochenen Messungen der drei letztgenannten Geometer etwas später durch die französischen Ingenieure Henry und Delcros wieder energisch aufgenommen wurden, und wie, nachdem auch sie durch die politischen Wechselfälle der damaligen Zeit verhindert worden waren ihr Werk zu vollenden, Dank dem durch sie erhaltenen Anstosse, die Osterwald, Trechsel, Rösch, Huber, Mertz, Berchtold, etc. wenigstens in einzelnen Kantonen oder Gebieten einen gewissen Abschluss zu erhalten wussten, so dass in Verbindung mit dem Frühern ein genügendes Material vorlag, um es dem Fleisse und Takte von Keller zu ermöglichen eine erste etwas zuverlässige und übersichtliche Reisekarte unsers Landes zu erstellen, während überdiess die von ihm und seinem Freunde Delkeskamp entworfenen Panoramen und Reliefkarten den Sinn für die Naturschönheiten desselben mehr und mehr weckten.

Nachher werde ich erzählen wie unter successiver Oberleitung von Finsler und Wurstemberger nach und nach durch die Feer, Pestalozzi, Horner, Buchwalder, etc. gemeineidgenössische Vermessungen zur Grundlage einer Generalstabskarte berathen und ins Werk gesetzt wurden, — wie es sodann der Energie von Dufour gelang theils durch Beiziehung von Eschmann die schweizerische Triangulation zum Abschlusse zu bringen, theils durch Verträge mit einzelnen Kantonen die Sulzberger, Michaelis, Wild, Denzler, Stryenski, Mohr, etc. an der topographischen Aufnahme der Schweiz zu bethätigen, theils durch Gewinnung der Wolfsberger, Bétemps, Siegfried, Stengel, L'Hardy, Anselmier, Glanzmann, Goll, Bressanini, Müllhaupt, etc. ein tüchtiges topographisches Bureau sowohl für die nöthigen Ergänzungsaufnahmen, als für schliessliche Bearbeitung und Herausgabe der Karte zu bilden, — und wie so endlich, aber nicht, wie manchmal gesagt wird, als Werk von drei Jahrzehnten, sondern durch successive Wandlung der anfangs erwähnten rohen Karten während vollen drei Jahrhunderten, unsere schöne, das Land und alle Mitarbeiter ehrende sogenannte Dufour-Karte hervorging.

Zum Schlusse werde ich in kurzen Zügen den seit dem zweiten Viertel unsers Jahrhunderts mit dem politischen Aufschwunge unsers Landes Hand in Hand gehenden wissenschaftlichen Aufschwung schildern, welchem wir unsere neuen Lehranstalten und wissenschaftlichen Institute verdanken, und der es allein der kleinen Schweiz ermöglichte auch an den internationalen Arbeiten der neuesten Zeit, und namentlich an derjenigen auf dem Gebiete der Geodäsie, in ehrenvoller Weise Theil zu nehmen. —

Bei derganzen Darstellung werde ich zunächst die mathematischen Verhältnisse oder die Anlage der Karten ins Auge fassen, — dagegen den durch sie dargestellten Detail, die Terraindarstellung und die Ausführung in Zeichnung oder Stich, nur beiläufig besprechen; ferner werde ich mich nur in Beziehung auf Originalkarten der möglichsten Vollständigkeit befleissen, — und so nicht einmal alle Erscheinungen im Inlande, bei welchen doch immer wieder da und dort locale Verbesserungen vermuthet werden dürfen, ängstlich aufzuzählen suchen, — von denjenigen des Auslandes und seinen grossen Kartenfabriken, die meistens doch nur Copien oder Compilationen lieferten, sogar nur sehr wenige.