Kapitel II. Die ältesten Karten

 

9. Münster's erste Schweizerkarte.

Die erste grössere geographische Unternehmung unsers Münster war, dass er 1540 bei Heinrich Petri zu Basel eine neue lateinische Ausgabe der Geographie des Ptolemäus ans Licht gab, wobei er den 28 Landtafeln des Autors noch 20 neue beifügte.

Die fünfte dieser neuen Tafeln stellt nun die Schweiz, mit Ausnahme von Freiburg, der Waadt und des Unterwallis dar, und wird gewöhnlich als erste, nicht nur als Münsters erste Schweizerkarte bezeichnet, da eben, wie schon bemerkt, die Karte von Tschudi sonderbarer Weise für die Welt so zu sagen gar nicht existierte. Münster trifft deswegen kein Vorwurf, da er in seiner Zueignung an Philipp von Gundolsheim, Bischof zu Basel, ganz deutlich sagt: „Helvetien und Rhätien hat schon früher geliefert der treffliche Mann Egidius Tschudi", und als seine eigene Arbeit zunächst nur die den Rhein betreffenden Tafeln, namentlich Elsass und Breisgau, bezeichnet, — also sich eigentlich nur als Herausgeber dieser Schweizerkarte hinstellt, welche in der Tat nicht viel Anderes als eine Reduktion der Tschudi'schen, aber immerhin die erste war, durch die sich eine etwelche Kenntnis unsers Landes über grössere Kreise verbreitete, so dass sie trotz aller Unvollkommenheit im höchsten Grade verdienstlich und ehrwürdig ist. — Was nun die Anlage und den Detail dieser Karte anbelangt welche West oben zeigt, 34 auf 24 cm hält, und der Fläche nach etwa 1/21 der Tschudi'schen beträgt, so ist Erstere ganz der benutzten Vorlage entsprechend (1), Letzterer dagegen begreiflicher Weise relativ noch dürftiger und mangelhafter als auf der von Tschudi, da für die damalige Kartentechnik eine solche Reduktion noch gar zu schwierig war.

Verdienstlich ist, dass Münster einen ersten Versuch machte die Karte mit einem Gradnetze zu versehen: Meridiane finden sich zwar noch nicht angegeben, dagegen die Parallele von 45, 46 und 47 Grad, so dass sich wenigstens die Breiten der eingetragenen Orte annähernd ermitteln lassen, wobei sich zeigt, dass diejenigen der westlichen Schweiz ganz ordentlich, diejenigen der östlichen dagegen noch sehr mangelhaft bekannt waren (2)