Kapitel III. Die ersten Aufnahmen

 

24. Die Meyer.

Zu den um die Topographie der Schweiz verdienten Männern gehören auch unbedingt die beiden Lohnherrn von Basel: Jakob Meyer und sein Sohn Georg Friedrich Meyer.

— Jakob Meyer wurde 1614 zu Basel geboren, durchlief die Schulen seiner Vaterstadt, errang sich 1634 die Würde eines Baccalaureus und 1636 diejenige eines Magister artium, begann nachher Theologie zu studiren, folgte aber schliesslich seiner Vorliebe für die reine und angewandte Mathematik. Nach kurzem Aufenthalte im Auslande nahm er 1641 eine Lehrstelle an einer Knabenschule seiner Vaterstadt an, ertheilte nebenbei Privatunterricht in der Mathematik, und besorgte da und dort einige Aufnahmen (1). Im Jahre 1659 wurde Meyer Schaffner zu St. Martin, und 1668 Lohnherr, d.h. Bauherr und Stadtingenieur, in welch letzterer Stellung er sodann bis zu seinem 1678 erfolgten Tode verblieb.

— Georg Friedrich Meyer wurde 1645 geboren, besuchte das Gymnasium, und zeigte ebenfalls grosse Lust zu den mathematischen Wissenschaften, in deren praktische Theile er erst als Gehülfe seines Vaters, dann durch eine längere Reise nach Frankreich und den Niederlanden eingeführt wurde. Auf letzterer fehlte es ihm nicht an Anerbietungen zu lohnenden Stellungen im Auslande; aber da sein Vater mehr und mehr hinfällig wurde, hielt er es für seine Pflicht nach Basel zurückzukehren um ihm assistiren zu können, — gab daneben Privatunterricht in der Mathematik, und besorgte auch einige bürgerliche und militärische Beamtungen, sowie verschiedene Aufträge als Geometer und Militäringenieur (2). Ob er nach dem Tode seines Vaters sich für dessen Nachfolge nicht meldete, oder damals übergangen wurde, weiss ich nicht, — dagegen erhielt er die Stelle eines Lohnherrn bei ihrer nächsten Erledigung im Jahre 1691, erlag dann aber schon 1693 im besten Mannesalter einer langwierigen Krankheit.

Vater und Sohn Meyer bethätigten sich als mathematische Schriftsteller, indem sie von 1657 — 1691 zu Basel eine Folge von fünf Duodezbändchen, betitelt „Deutsches Rechenbüchlein, — Rechenkunst der zehenden Zahl, — Handgriff des Circuls und Lineals, — Messung der Triangeln, — Visirkunst" herausgaben; namentlich machten sie sich aber durch zahlreiche Pläne und Karten verschiedener Ortschaften und Aemter des Basel-Gebiets verdient, welche sich noch gegenwärtig in den Basler-Archiven vorfinden, und zum Theil recht schön ausgeführt sein sollen (3) , — ja Vater Jakob hatte offenbar schon 1659 in weitern Kreisen Ruf als Geometer, da in besagtem Jahre Unterhandlungen mit ihm über Aufnahme der Grafschaft Lenzburg statt hatten (4).

Für uns hat ganz besonders eine erste etwas zuverlässige Karte des Kantons Basel Interesse, welche wohl auf den Aufnahmen beider Meyer beruht, dagegen allerdings erst 1678 von dem Sohne Georg Friedrich unter dem Titel „Territorium Basiliense" ausgearbeitet worden zu sein scheint (5) . Dieselbe liegt in zwei Exemplaren vor: Das eine findet sich in der Falkeisen'sehen Sammlung zu Basel, — das andere dagegen auf der Bibliothek der math. milit. Gesellschaft zu Zürich. Das Basler-Exemplar, welches wohl auch nicht das eigentliche Original ist (6) , sondern eine gar nicht üble Bergzeichnung zeigende Reduction, lässt nach der vorhandenen mittlern Genauigkeit schliessen (7) , dass die Karte muthmasslich durch Zusammensetzung einzelner geometrisch aufgenommener Stücke entstanden ist, aber keine trigonometrische Grundlage hat, — und zu einem ähnlichen Resultate führt auch das, einen noch kleinern Maassstab besitzende Zürcher-Exemplar (8) , auf welchem man „Georg Friedrich Meyer Ing. fecit" liest, während das Basler-Exemplar keinen Verfasser nennt, und nur im Kataloge als „Karte über das Baselgebiet von Lohnherrn Meyer" bezeichnet ist.

Die im Jahre 1729 von Christoph Brunner (9) unter dem Titel „Territorium Basileense ctim finitimis regionibus Tabula geographica" herausgegebene Karte ist, wie schon Daniel Huber vermuthete (10), ohne allen Zweifel eine blosse Reduction des Basler-Exemplares der Meyer'schen Karte, und höchstens in Einzelheiten da und dort etwas abgeändert (11); In Beziehungv auf die von Meyer und Brunner gegebene Terrainzeichnung sagt Huber gestützt auf sorgfältige Vergleichung: „Lohnherr Meyer hat die Anhöhen ichnographisch durch Schraffirungen bemerkt, freylich nicht sehr schön, und an einigen Orten sind die Schraffir-Striche weit auseinander oder grob gezeichnet. Zwischen innen sind nun an einigen Stellen hin und wieder einzelne Schraffir-Striche sehr unbestimmt oder zweifelhaft angezeichnet, um gleichsam anzudeuten dass hier das Land nicht ganz eben sey. Brunner hat nun nur an einigen Orten die schraffirten Anhöhen beybehalten, hingegen die ganze Charte mit kleinen perspectivisch gezeichneten Bergen übersäet, besonders wo Meyer nur so einzelne Schraffir-Striche hatte, so dass die Brunner'sche Karte wie eine Wiese aussieht, auf welcher man so eben Dung abgeladen hat."