Kapitel IX. Der Schweizer-Atlas von Meyer.

 

80. Joachim Eugen Müller.

Im Jahre 1752 zu Engelberg einem armen, nur an Kindern reichen Zimmermann geboren, musste Joachim Eugen Müller schon als kleiner Knabe, um s. Brod zu verdienen, den Vater begleiten, der bald da, bald dort in Arbeit stand, und kam so in jüngsten Jahren nach Andermatt, Altorf, Luzern, etc., sogar auf den Rigi (1).

Anno 1770 war er als Meistergeselle bei dem Kirchenbau in Schwyz thätig. Anno 1774, wo er sich auch verheirathete, kam ein Böhme, Namens Julius, nach Engelberg, und versuchte aus thierischen Abfällen Hirschhorngeist zu machen, wobei ihm Müller behülflich war; später legte sich Julius auf Salpeter- und Pottasche-Bereitung, wollte sich auch im Bergbau versuchen, etc., — es kam aber nicht viel dabei heraus, und die Folge war, dass Müller schliesslich zu s. frühern Handwerke zurückkehrte. Anno 1781 stand er im Dienste des Klosters, und versah zugleich das Amt eines Gemeindeweibels.—

Als Liebhaber vom Bergsteigen und der Gemsen-Jagd erwarb sich Müller nebenbei eine seltene Kenntniss der Gebirgswelt, und man kann sich denken, wie sich J. Rud. Meyer, dem er 1787 neben Andern als Führer auf den Titlis diente, verwunderte, aber auch freute, in ihm einen Mann zu finden, der nicht nur über Jegliches Auskunft zu geben, sondern sogar die Skizzen des ihn begleitenden Weiss zu critisiren und zu corrigiren wusste, und wie er sofort Alles daran setzte ihn für s. Arbeiten zu gewinnen (2).

Wir werden von diesen Arbeiten, die unter Müller's Beihülfe merkwürdig gediehen, unter den folgenden Nummern einlässlich handeln, und ebenso von den Panoramas und Reliefs, welche der schlichte Mann zu jener Zeit und später sowohl meisterhaft als massenhaft erstellte, und es mag hier nur noch beigefügt werden, dass Müller auch in s. engern Vaterlande ungemein geachtet und beliebt war:

Schon im Jahre 1798 wurde er zum Thalammann von Engelberg gewählt, — 1800 zum Oberaufseher der Strassen und Brücken im District Waldstätten, — noch später wiederholt zu verschiedenen Gemeinds- und Kantons-Beamtungen, so z. B. zum Seckelmeister, — und als er zu Anfang 1833 starb, wurde er ungemein betrauert, ja es soll Engelberg nie einen grössern Leichenzug gesehen haben als den seines Ingenieur Müller.