Kapitel V. Spätere Detailarbeiten

 

46. Johannes Nötzli und Daniel Teucher.

Nach Mitteilung von Herrn Dekan Pupikofer veranlasste Hans Ulrich Nabholz (1), der von 1712 bis 1714 Landvogt im Thurgau war, den Feldmesser Johannes Nötzli in Weinfelden eine Karte des Thurgau aufzunehmen. —

Im Jahre 1680 dem Pfarrer Johannes Nötzli (2), einem Sohne des Tischmacher Rudolf Nötzli von Zürich, als zweiter Sohn geboren (3), erlernte Johannes Nötzli den grossväterlichen Beruf, setzte sich sodann aber in Weinfelden, wohin sein Vater unterdessen als Pfarrer gewählt worden war, nieder, verehlichte sich 1710 mit Margaretha Brunner von da (4), wurde Hauptmann, trat als Feldmesser auf (5), und starb 1753 mit dem Rufe „eines sehr geschickten Mathematicus und äusserst habilen Politicus" (6). —

Das grösste Verdienst erwarb sich Nötzli durch s. bereits erwähnte Aufnahme des Thurgau, da seine Karte nicht nur die erste genauere Darstellung des Landes war (7), sondern auch während mehr als einem Jahrhundert die beste blieb. Leider scheint das Original bei einer der Feuersbrünste, welche 1771 und 1778 Frauenfeld fast ganz verheerten, zu Grunde gegangen zu sein; dagegen haben sich mehrere Copien desselben erhalten. So besitzt die mathematisch-militärische Gesellschaft in Zürich eine 1777 (8) von Emanuel Werdmüller (9) gemachte, offenbar sehr sorgfältig ausgeführte Copie. Es ist ein Blatt von 160 auf 92 cm., — trägt den Titel
„Eigentlicher Entwurff der Landgraffschaft Thurgäuw, darin verzeichnet alle Stätte, Fleken, Schlöser, Clöster, Dörffer und Höfe: Samt ordentlicher Delineation aller Herrschaften, Grichtsbarkeiten und Freysitzen. Delineavit Johanes Nözlinus Tigurinus A. 1720", und macht nach Anlage (10) und Ausführung den Eindruck einer ganz sorgfaltigen Arbeit (11). Eine andere 1789 von J. M. Däniker (12), wahrscheinlich nach der Werdmüller'sehen gemachte Copie (13) besitzt gegenwärtig die Bibliothek in Frauenfeld. Eine dritte, und muthmasslich sogar frühere Copie scheint das Zürcher-Staatsarchiv zu besitzen, — ein Blatt von 158 auf 97 cm., das den Titel „Entwurf der Landgrafschaft Thurgeuw" führt, aber sonst allerdings weder Jahrzahl noch Namen des Verfertigers, nur in der Ecke links unten die vier Buchstaben „J. W. C. R." zeigt; denn Anlage, Grosse, Maassstab, etc. stimmen fast ganz überein (14). Einen in der Sammlung von Heinrich Keller unter dem Titel „Die Landgraaf-schafft Thurgeu und allen darin Ligenden Herrschafften, wie auch der Stetten, Clösteren, Schlössern, und der meisten Dörfferen und Höfen, samt angränzenden Landschafften. — J. Casparus Noetzlinus Tigur." befindlichen Handriss von 66 auf 37½ cm. halte ich für eine von Joh. Caspar Nötzli besorgte Reduction der Karte s. Vaters (15). —

Die bereits erwähnte Karte von Rüdiger vom Jahre 1733 (16), von welcher die Regierungscanzlei zu Frauenfeld eine Copie besitzen soll, hält Pupikofer (17) wohl mit Recht höchstens für eine Ueberarbeitung der Nötzli'schen Karte, und in gleichem Verhältnisse steht zu Letzterer unbedingt auch die Karte von Teucher, deren Original wohl gleichzeitig mit dem der Nötzli'schen Karte in den Flammen aufgegangen ist, während sich dagegen auf der vaterländischen Bibliothek zu Basel eine Copie erhalten hat, welche den Titel führt „Carte generale de la Comte de Thourgovie dans laquelle sont marqué les Dependances et Limites de toutes les Jurisdictions, Seigneuries, etc. Par Daniel Teucher Peintre a Frauenfeld 1738."

Wohl mag Daniel Teucher, der 1691 zu Frauenfeld geboren wurde und 1754 ebendaselbst als Zeugherr starb (18), ausser dem auf der Stadtbibliothek in Zürich befindlichen Handrisse „Geometrischer Grundriss der Herrschaft Keffiken und Issliken, welche also verfertiget und gezogen Daniel Teucher Mahler und der Geometrey Liebhaber in Frauenfeld den 21. Octobris Anno 174l" (19) noch andere Parthien des Kantons aufgenommen, und zur Verbesserung des Details der Nötzli'schen Karte verwendet haben; aber die Anlage s. Karte stimmt mit derjenigen bei Nötzli so genau überein (20), dass ich sie nicht als Originalarbeit betrachten kann.

Eine ganz nett gezeichnete, 78 auf 45 cm. haltende „Carte vom Thurgau" endlich, welche zu dem Hassler'schen Nachlasse gehört (21), und sehr wahrscheinlich von Hassler selbst ausgefertigt ist, beruht, wenigstens was die Anlage betrifft, ebenfalls ganz sicher auf der Karte von Nötzli (22).