Kapitel V. Spätere Detailarbeiten

 

53. Die Schnyder, Clausner und Landwing.

Zu Luzern 1750 geboren wurde Franz Joseph Xaver Schnyder von Wartensee im Jahre 1776 Pfarrer zu Schüpfen im Entlibuch, erwarb sich alsbald um diese Landschaft die grössten Verdienste, erlag aber schon 1784 zu Strassburg einer nothwendig gewordenen Operation. Dennoch ist es Schnyder, trotz der Kürze des ihm beschiedenen Lebens, gelungen sich durch seine 1782 zu Luzern in zwei Octavbänden veröffentlichte „Geschichte des Entlibuches", deren zweiter Band der Beschreibung des Landes gewidmet ist, — die im gleichen Jahre als eine Art Beigabe dazu erschienenen, sofort näher zu besprechenden zwei Karten, — und den im folgenden Jahre unter dem Titel „Besondere Beschreibungen etlicher Berge des Entlibuchs" gelieferten Nachtrag, sich ein dauerhaftes Denkmal zu setzen. —

Die eine der beiden soeben erwähnten Karten, deren jede 44 auf 54cm. hält, stellt unter dem Titel das sog. obere Entlibuch dar, und ist dem Seckelmeister Balthasar gewidmet, — die andere entsprechend ihrer Aufschrift „Topographische Tabelle des untern Amtes der Lucernerischen Vogtei Entlibuch samt dem Markt zu Wolhausen, begreiffend die Pfarreien Entlibuch, Romos, Hasli, Doppelschwand und Theils Wolhausen und Malters" zunächst das untere Entlibuch; überdiess enthält sodann letzteres Blatt noch in starker Verjüngung eine „Besondere Vorstellung der ganzen Landschaft Entlibuch samt einem Theil des benachbarten Obwalden und Brienzerlandes", welche auch extra ausgegeben wurde.

Beide Karten sind in ihrer Anlage so genau, dass ihnen unbedingt eine neue und eingehende geometrische Messung zu Grunde liegen muss (1), und auch die Terrainzeichnung ist, obschon nicht gerade schön, doch sehr fleissig ausgeführt, so dass man sie unbedenklich unter die bessern topographischen Arbeiten jener Zeit einreihen kann.

Den Stich, und wohl auch die eigentliche Aufnahme, besorgte der 1744 zu Zug geborne, und ebendaselbst 1795 verstorbene, äusserst fleissige und geschickte Feldmesser und Kupferstecher Jakob Joseph Clausner. Dieser Mann, dessen Eltern und Voreltern sich Clauss schrieben, während er den Namen Clausner annahm, hatte sich um 1770 einige Zeit zu s. Ausbildung in Paris aufgehalten, war dann als tüchtiger Künstler zurückgekommen, hatte sich alsbald verheirathet und war nach und nach Vater von einem vollen Dutzend Kindern geworden, denen er Brod schaffen musste. „Gleichwohl sieht man", sagt Füssli, „in seiner Arbeit eine Meisterhand".
Bei dem grossen Brande, der Zug in der Nacht vom 18./19. Februar 1795 betraf, verlor auch Clausner sein in der Nähe des Gasthofes zum Hirschen gelegenes Haus, sammt Verlag, Werkzeug, etc. (2), — ein Schlag von dem er sich nicht mehr erholte, und mit dem wahrscheinlich auch s. früher Tod irgendwie im Zusammenhange stand. —

Clausner führt uns zum Schlüsse noch auf einen Mitbürger von ihm, den Oberst Landwing, für welchen er ebenfalls arbeitete: Zu Zug im Jahre 1714 dem Ammann Joh. Franz Landtwing oder Landwing geboren, trat Joh. Franz Fidel Landwing schon frühe (3) in den französischen Kriegsdienst, und zeichnete sich bei mehreren Belagerungen und Schlachten durch s. Bravour aus. Im Jahre 1749 aus Frankreich mit dem Range eines Oberstlieutenants der Infanterie zurückgekehrt, widmete er sich sodann ausschliesslich s. Heimatscanton, — wurde successive Mitglied des Raths,- Landschreiber und Landshauptmann im obern Freiamt, Gesandter und Kriegsrathspräsident des Standes Zug, — und starb 1782 unverehlicht, sein nicht unbedeutendes Vermögen, sowie s. Sammlungen von Büchern, Instrumenten, Waffen, etc. dem von ihm 1775 gestifteten Landwing'-schen Fideicommiss hinterlassend (4).

Ueberhaupt sehr gebildet, war Landwing ein grosser Liebhaber der mathematischen Wissenschaften, und man verdankt ihm namentlich einen 181 auf 213 cm. haltenden, gegenwärtig auf der Stadtcanzlei zu Zug aufbewahrten Handriss, der die Aufschriften: „Carte topographique der Statt und Bürgerschaft, wie auch der angehörigen Vogteyen. Exact aufgenomen durch S. T. Herrn Obrist Lieutt Landtwing, der Zeit regierender Landtshauptman der oberren freyen Aemteren im Argöw 1770 und 1771. — Desinee par Jos. Clausner Arpenteur", trägt.

Derselbe umfasst zwar nur den nordwestlichen und weniger gebirgigen Theil des Cantons, da Baar, Menzigen, Aegeri, Walchwyl, etc. und der grösste Theil des Zugerberges fehlen, und ist in s. Anlage, obwohl diese wenig Schwierigkeiten darbot, nicht besonders genau (5); aber immerhin ist er als eine erste und fleissig ausgeführte Detailarbeit aus jener Gegend nicht ohne Interesse (6).

Ob Landwing auch für die Aufnahme, oder nur für die Zeichnung, die Hülfe von Clausner in Anspruch nahm, ist unbekannt; dagegen ist sicher, dass Ersterer schon zu einer Zeit, wo Letzterer noch ein Knabe war, sich bereits mit ähnlichen Arbeiten befasste, indem er schon 1758 der Stadt Zug einen Plan von den Lorzen-Fischenzen präsentirte, der die Aufschrift trägt: „Plan oder Grundriss Eines Theils See-Gestades, worinnen die Fischerei Mr Gnädigen Herren und Burgeren der Lobl. Statt Zug angezeigt, neu aussgemarchet und geometrisch in Grund gelegt", und sauber gezeichnet ist.

Dagegen dürfte ein Auszug aus der grossen Karte, der die Aufschrift trägt „Plan oder Grund Riss von dem Lauff der Rüss. Von der Lucerner Gräntzen ohnweit Honnau bis an die Zürcher Gräntzen ohnweit Limneren, all wo die Lortzen in die Rüs falt", und recht hübsch ausgeführt sein soll, eine Arbeit von Clausner sein.