Kapitel V. Spätere Detailarbeiten

 

54. Johannes Müller.

Zu Zürich 1733 geboren und ebendaselbst 1816 verstorben, fand Johannes Müller schon frühe Anstellung als „Obrigkeitlicher Ingenieur", ertheilte von 1777 hinweg angehenden Artillerieofficieren Unterricht in den damals von den Zürcher-Schulen noch ziemlich vernachlässigten mathematischen Fächern, und erhielt 1789 das Brevet eines Ingenieur-Oberlieutenants.

Seiner langjährigen Thätigkeit als Kalendersteller, womit ein Wartgeld verbunden war (1),— und als Herausgeber der noch geschätzten Sammlung „Merkwürdige Ueberbleibsel von Alter Thümmeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft", — s. fleissigen Mitwirkung an den Arbeiten der naturforschenden Gesellschaft, etc. hier nur beiläufig gedenkend (2), mag zunächst erwähnt werden, dass Müller viele fleissige Detailaufnahmen machte und ganz nett ausarbeitete, auch für sich und Andere vielfache und zum Theil (3) schon erwähnte Copien bereits vorhandener Pläne und Karten machte:
So z.B. besitzt die Stadtbibliothek in Zürich eine von Müller 1779 aufgenommene
„Carte von der Vogtey Küssnacht und Herrliberg", welche in Beziehung auf Detail und Darstellung einen ganz guten Eindruck macht, wenn sie auch in Beziehung auf Genauigkeit in den grössern Distanzen noch zu wünschen übrig lässt (4), — ferner eine von ihm 1754 gemachte „Eigentliche verzeichnus aller Hochwachten des Zürich Gebiets", welche zwar wohl nicht als Aufnahme, sondern nur als Zusammenstellung zu betrachten, aber dadurch von Interesse ist, dass von jeder der 24 Hochwachten nach allen von ihr wirklich sichtbaren Hochwachten Gerade gezogen, und so zahlreiche mögliche Dreiecke gebildet sind, von welchen gar manche später wirklich bei den Aufnahmen Verwendung fanden (5). —

Als grösstes und verdienstlichstes Werk von Müller wird sein in den Jahren 1788 bis 1793 im Maassstabe von 1/1000 auf 20 Blättern äusserst detaillirt und sauber ausgeführter „Grundriss der Stadt Zürich mit Innbegriff des um die Stadt und deren Festungswerke liegenden Stadtbanns oder des ganzen Bezirkes der Stadt bis an die sog. Kreuzmarken" angesehen.

Wohl hatte schon lange vor ihm, nämlich A. 1705, Inspector Joh. Heinrich Vogel (6) einen ganz sauber ausgeführten und sorgfältig aufgenommenen „Grundriss der Statt Zürich, samt derselben Fortifications-Werken" herausgegeben (7); aber derselbe gab zwischen den Ringmauern wenig mehr als die Häusercomplexe, und nur die Schanzwerke und die in ihrem Rayon liegenden Gebäude im Detail, — während der Müller'sche Plan alle möglichen Einzelheiten, und namentlich auch alle einzelnen Brunnenleitungen enthält, so dass er noch in der neuesten Zeit häufig con sultirt werden musste (8).

Im Jahre 1814 erwarb sieh der jüngere Breitinger (9) das Verdienst den Müller'schen Plan, der in Mss geblieben war, zu reduciren, zu revidiren und completiren, und diese Reduction erschien sodann zum Andenken an diesen jungen Mann, bald nachdem er verunglückt war, von J. J. Scheuermann sauber gestochen, unter dem Titel „Plan der Stadt Zürich von D. Breitinger", — leider ohne Müller zu nennen (10).