Kapitel V. Spätere Detailarbeiten

 

58. Die Kartensammlungen und Kartenverzeichnisse.

Es ist im Vorhergehenden schon sehr häufig auf die in verschiedenen Bibliotheken und Archiven vorhandenen grössern und kleinern Kartensammlungen hingewiesen worden, so dass es genügen kann noch kurz auf einige der Männer hinzuweisen, welchen wir zunächst die Existenz solcher Sammlungen verdanken.

 

In erster Linie nenne ich den 1724 zu Zürich gebornen und ebendaselbst 1804 verstorbenen Buchhändler, Papierfabrikanten und Rathsherrn Leonhard Ziegler, der sich aus Liebhaberei eine reiche Sammlung von Schweizer-Karten und Schweizer-Prospecten anlegte.

Von ersterer Abtheilung gab Büsching 1780 in s. Magazin unter dem etwas pompösen Titel „Atlas Helveticus oder Verzeichniss einer vollständigen Sammlung aller über die Schweiz und ihre verschiedenen Theile in Kupferstich und Holzschnitt herausgekommenen Geographischen Charten in systematischer Ordnung nach ihren auf den Charten selbst befindlichen Titeln genau beschrieben" ein Verzeichniss heraus.

Von der zweiten, vollständigem Abtheilung Ziegler selbst 1777 zu Zürich unter dem bescheidenem Titel „Sammlung von Landschaften und Prospecten des ganzen Schweitzerlands und seinen verschiedenen Provinzen" ein ebensolches, welchem er 1780—90 noch 4 Fortsetzungen folgen liess, und so die Nummernzahl auf 4000 brachte. Sein Sohn, der Spitalpfleger Leonhard Ziegler (1), setzte diese Sammlungen fort, und liess sie schliesslich durch testamentarische Verfügung an die Stadtbibliothek in Zürich übergehen, wo ich sie benutzen konnte. —

 

In zweiter Linie nenne ich den 1732 zu Bern gebornen und ebendaselbst 1802 verstorbenen Rathsherrn und Venner Joh. Friedrich Ryhiner, der sich nicht nur durch verschiedene historische und statistische Arbeiten verdient machte, sondern auch eine bei 12000 Blätter umfassende allgemeine, jedoch in Beziehung auf die Schweiz besonders reichhaltige Kartensammlung anlegte, welche jetzt noch, obschon sie in der sog. Uebergangszeit durch Requisition der französischen Generale manch werthvolles Stück einbüsste, volle 496 Bände füllen soll, von welchen etwa 30 die Schweiz betreffen. Nach dem Tode von Ryhiner ging die Sammlung an s. Neffen Effinger (2) über, welcher sie sodann 1867 der Stadtbibliothek in Bern legirte, auf der ich von der schweizerischen Abtheilung Einsicht nahm. —

 

In dritter Linie nenne ich noch den 1760 zu Basel gebornen, und ebendaselbst 1838 als Antistes verstorbenen Hieronymus Falkeysen, der als Liebhaber eine Menge von Büchern, Bildern und Karten sammelte, welche dann durch Vermächtniss an das Antistitium übergingen, und dort in dem sog. Capitelhause aufbewahrt werden, wo ich von den zum Theil recht werthvollen Karten Einsicht nehmen konnte. —

 

Von den Sammlungen der Leu in Zürich (3), Frey in Basel (4), etc., deren Schicksal mir unbekannt ist, hier Umgang nehmend, und für einige weitere Sammlungen mich auf das an anderer Stelle darüber Gesagte beschränkend (5), habe ich dagegen noch mit einigen Worten der Arbeiten des 1735 zu Bern dem grossen Albrecht von Haller gebornen, und 1786 als Landvogt von Nyon verstorbenen Gottlieb Emanuel Haller zu gedenken. Derselbe hat sich durch seine historischliterarischen Studien, voraus durch seine, jedem schweizerischen Geschichtsforscher noch immer unentbehrliche „Bibliothek der Schweizergeschichte. Bern 1785—88, 6 Bände in 8. mit Generalregister" ein unvergängliches Denkmal gesetzt, — und die erste Abtheilung dieser Bibliothek enthält auch eine von mir vielfach benutzte neue Bearbeitung von dem „Verzeichniss derjenigen Landkarten, welche über Helvetien und dessen verschiedene Theile bisher verfertigt worden sind", das durch den Verfasser schon 1766 angelegt und sodann durch Büsching 1771 in s. Magazin veröffentlicht wurde. —

 

Zum Schlusse habe ich noch zu erwähnen, dass mir auch ermöglicht wurde (6), von einem selten gewordenen Blatt von 38 auf 50 cm. Einsicht zu nehmen, durch welches Major v. Oesfeld eine Art Fortsetzung des Haller'schen Verzeichnisses zu geben versuchte:

Die obere Hälfte desselben zeigt unter dem Titel „Uebersicht aller bekannten graphischen Hülfsmittel zur Bearbeitung einer neuen Karte der Schweiz", eine Skizze von einer Schweizerkarte, in welcher, nach meiner Ansicht aber allerdings nicht mit besonderm Glücke, versucht ist durch eine Menge farbiger Linien schematisch anzudeuten, welche Theile der Schweiz durch die verschiedenen, neuern Karten beschlagen werden.

Die untere Hälfte dagegen gibt unter dem Titel „Litteratur der bessern Karten der Schweiz (als Fortsetzung des Haller'schen Verzeichnisses) nach Selbst Ansicht zusammengestellt durch Karl Wilhelm v. Oesfeld im Dezember 1833", ein für damalige Zeit höchst werthvolles Verzeichniss von 214 Karten und Grundrissen, bei jeder Nummer so weit möglich, ausser dem Titel, die Namen von Zeichner und Stecher, das Jahr der Herausgabe, die Anzahl der Blätter und den Maassstab beifügend.