Kapitel VII. Die Höhenmessungen.

 

68. Die meteorologischen Beobachtungen.

Für unsere Witterungsgeschichte der ältern Zeit ist man fast ausschliesslich auf die einzelnen Notizen angewiesen, welche sich in den Chroniken von Stumpf (1), Guggenbühl (2), Bluntschli (3), Boyve (4), etc., und in den darauf gestützten Bearbeitungen und Auszügen der Vogel (5), Wolf (6), Kopp (7), Brügger (8), etc. zusammengetragen finden, und es bilden in dieser Beziehung die von 1545 —1576 (9) gemachten, fast regelmässigen täglichen Beobachtungen und Aufzeichnungen, welche sich aus dem Nachlasse des Zürcherischen Stiftsverwalters Wolfgang Haller (10) erhalten haben, — und dann wieder diejenigen, welche der Zürcherische Philologe Joh. Heinrich Fries (11) von 1683—1718, wenn auch nicht mit gleicher Regelmässigkeit, machte, — an welche sich allerdings noch einige andere, mir unbekannt Gebliebene anschliessen möchten (12), —förmliche Oasen. —

Noch während Fries s. Aufzeichnungen fortführte, trat eine Wendung zum Bessern ein, als Joh. Jakob Scheuchzer erst auf s. Reisen, dann auch zu Hause, anfing Barometer und Thermometer, so gut sie damals eben waren, mitzunehmen und abzulesen (13), ja nicht nur so durch s. Beispiel wirkte, sondern auch Andere förmlich aufforderte entsprechende Beobachtungen zu beginnen (14).

So kamen erst spärliche, dann aber immer reichlichere und mit bessern Instrumenten erhaltene Serien zu Stande, indem
von 1732 hinweg in Neuenburg die Garcin, Moula, Ladame, etc. (15), —
von 1740 hinweg in Zürich die Gessner, Ott, Meyer, Muralt, Escher, etc. (16), —
ungefähr von eben dieser Zeit an in Glarus und Umgebung die Trümpi, Marty, etc. (17), —
von 1750 hinweg in Chur und nächster Umgebung die Lambert, Salis, etc. (18), —
von 1755 hinweg in Basel die d'Annone, Socin, Huber, etc. (19), —
von 1760 hinweg in Bern und Umgebung die Sprüngli, Studer, Fueter, etc. (20), —
von 1768 hinweg in Genf die Deluc, Senebier, Pictet, etc. (21), —
von 1773 hinweg in Lausanne und Umgebung die Verdeil, Henchoz, etc. (22), —
von 1781 hinweg auf dem St. Gotthard die Pater Kapuciner (23), —
von 1794 hinweg in Schaffhausen die Schalch, etc. (24), —
von 1800 hinweg in Mülhausen die Meyer, etc. (25), —
von 1801 hinweg in Delsberg die Helg, etc. (26), —
von 1809 hinweg in Aarau die Zschokke, etc. (27), —
von 1817 hinweg in St. Gallen die Meyer, etc. (28), —
und auf dem Grossen St. Bernhard die Geistlichen (29), —
von 1820 hinweg in Herisau die Mertz, Näf, etc. (30), — .,
etc. etc. beobachteten, —
und wenn auch durch Unverstand einzelne dieser Serien verloren gingen, ferner nur von Basel, Bern und Genf von früher Zeit an bis auf jetzt continuirliche Reihen fortlaufen, so ist somit doch immerhin ein schönes Material vorhanden um die Witterungsgeschichte der Schweiz zu bearbeiten (31), — und dadurch auch manche wichtige Anhaltspunkte und Kriterien für Witterungsregeln und Witterungsprognosen zu erhalten.

So schwierig Letztere auch jetzt noch in unserm so vielartigen Lande sind, so hat denn doch die Meteorologie seit den Zeiten von Scheuchzer, gestützt auf das Studium der von ihm befürworteten Beobachtungen, so immense Fortschritte gemacht, dass wenigstens der Ausspruch, welchen er 1705, als er in s. Naturgeschichten „Von den Vorbotten des Regens" sprach, glaubte machen zu sollen, nämlich:
„In dieser Wissenschaft werden die nasweise Sterngucker weit übertroffen von unsern ge-meinsten Bauern; ja, was will ich sagen von den Bauren, es sein, nach gewisser art zu reden, die unvernünftigen Thiere selbs verständiger in vorkündung des Regens, als die berühmtesten Sternweise",
gegenwärtig als antiquirt bezeichnet werden darf (32).