Kapitel X. Die Messungen von Tralles und Hassler.

 

89. Johann Heinrich Hurter.

Zu Schaffhausen im Jahre 1734 dem Zinngiesser Joh. Jakob Hurter geboren, wurde Joh. Heinrich Hurter erst Glaser, verlegte sich aber bald mit grossem Geschicke auf die Email-Malerei, welche er etwa von 1759 bis 1763 in Genf ausübte, wo er sich den berühmten Liotard (1) zum Gönner erwarb.

Später hielt sich Hurter einige Zeit in Düsseldorf auf, und sodann mehrere Jahre (mindestens 1768 und 1769) in Bern, wo er bei den patricischen Familien der Frisching, Fischer, etc. gerne gesehen war.
Noch jetzt finden sich bei den Frisching's sechs hübsche Familien-Porträte vor, die er in Email ausgeführt hätte, darunter dasjenige von Carl Albrecht von Frisching (2), der offenbar s. besonderer Gönner war.
Nach Marie-Antoinette's Einzug in Paris hoffte Liotard mit Hurter, dessen Leistungen er bewunderte, in Paris gemeinschaftlich Glück machen zu können, aber der Plan gelang nicht; dagegen hatte Hurter in England, wohin er nach längerm Aufenthalte in Rotterdam mit dem Patente eines Markgräflich-Baden'schen Agenten (3) ging, grossen Erfolg, — ja es sollen ihm für ein Email-Bild bis auf 60 Guineen bezahlt worden sein.

Hurter wurde in London nicht nur mit Angelika Kaufmann, von deren geschicktem Pinsel man noch ein in allen Beziehungen treffliches Porträt von ihm besitzt, — sondern auch mit Herschel, Vulliamy, Deluc, etc. bekannt, und diese letztem Bekanntschaften veranlassten wohl den strebsamen Mann neben seiner „Feuermalerei" noch eine ausgedehnte „Manufacture d'instruments mathématiques et physiques" anzulegen, für welche er einen geschickten jungen Mann aus Biberach, Namens Haas, engagirte, welcher dann später s. „Associe“ wurde (4).

Seine Fernröhren, Sextanten, Theodoliten, Electrisirmaschinen, Planetarien, etc. wurden schnell beliebt, und nicht weniger die ihm eigenthümlichen und s. Namen tragenden Reisebarometer (5) und Luftpumpen (6).

Auch nach der Schweiz gingen viele Instrumente ab, so z.B. 1785 an Wild (7) ein schöner Theodolit zum Preise von „864 Livres“, bei dessen Uebersendung Hurter an ihn
schrieb (8):
«Cet Instrument a toutes les perfections que vous désirez et est plus complet qu'on ne les fait ordinairement parceque Mr Aimé Argand (9) me l'a recommandé en me faisant voir votre lettre qui dit que vous ne regardiez pas à quelques guinées de plus pourvu qu'il soit aussi bien que possible." Hurter fügte bei: „Je tâcherai et je serai extrêmement charmé que pendant mon séjour en Suisse le sort me procurera l’honneur de votre connaissance personelle»,
und dieser Zusatz führt uns auf die Reise, welche Hurter 1786 nach der Schweiz unternahm, und welche ihn auch zu sehr geschickter Zeit nach Bern führte, wo eben Tralles für s. physicalischen Vorträge und die von ihm beabsichtigten Arbeiten Instrumente bedurfte, und so Hurter's Gönner Frisching im Falle war diesem eine schöne Bestellung im Betrage von mehr als 500 Louisd'or zuzuwenden, bei welcher sich, neben eigentlich physicalischen Instrumenten, ein achromatisches Fernrohr mit Objectivmikrometer, eine Uhr mit Rostpendel, ein Theodolit, ein tragbares Equitoreal, ein Tellurium, ein Reisebarometer, etc. befanden (10).

Bald nachdem Hurter diese Bestellung, an welche sich noch manche Aufträge von Privaten schlössen, exequirt hatte, starben ihm rasch nach einander s. Frau und ein langjähriger Freund, der bekannte Physiker Allamand in Leiden (11), weg, wozu vielleicht noch andere, mir unbekannte Verhältnisse hinzutraten; kurz die schliessliche Folge war, dass Hurter s. Geschäft in London quittirte (12), im Sommer 1790 die Wittwe Allamand (13) heirathete, sich mit ihr in Pempelfort bei Düsseldorf niederliess, und dort bis zu seinem 1799 erfolgten Tode privatisirte.