Kapitel XV. Die eidgenössische Triangulation.

 

124. Hans Conrad Finsler.

Zu Zürich 1765 geboren, war Hans Conrad Finsler ziemlich frühe in den Kaufmannsstand getreten, sich aber nebenbei mit grosser Vorliebe und Befähigung der Topographie (1) und dem Militärwesen zuwendend, so dass er schon 1792 zum Secretär und Quästor der helvetischen militärischen Gesellschaft, und 1795 zum Generaladjutanten der Artillerie ernannt wurde.

Während der Helvetik war er einige Zeit Mitglied des Vollziehungsausschusses und Finanzminister, — sodann von 1803 an während der sog. Mediation Mitglied der zürcherischen Standescommission, — und während der Restauration Staatsrath, wobei er während langen Jahren das Baudepartement, die Bergwerkscommission, die Salzdirection, das kaufmännische Directorium, etc. mit grossem Geschick präsidirte, ja durch s. Begabung überhaupt so ziemlich die Hauptrolle in der damaligen Regierung spielte.

Beim Militär rückte Finsler 1804 zum eidg. Oberstquartiermeister vor, und erwarb sich als solcher theils bei den Grenzbesetzungen und militärischen Actionen, welche in den Jahren 1805, .1809 und 1813 unter dem Obercommando des General v. Wattenwyl (2) statt hatten, — theils durch den jetzt noch geschätzten, von ihm in der unglaublich kurzen Zeit von sechs Tagen verfassten „Bericht des eidg. Oberstquartiermeisters an die hohe Tagsatzung über eine für die Schweiz wünschenswerthe Militärgrenze" (3), — theils endlich bei dem Feldzuge von 1815, wo Finsler vor dem Eintritte und nach dem Rücktritte von
General Bachmann den Oberbefehl zu führen hatte, — so grosse Verdienste, dass ihm die Tagsatzung nicht nur den Titel eines Generalquartiermeisters beilegte, sondern ihm einen Ehrendegen nebst einer höchst schmeichelhaften Verdankungsurkunde überreichen liess.

Nachdem Finsler sodann noch lange Jahre nach beiden Richtungen Ungewöhnliches geleistet hatte, und einer der angesehensten Männer in der Schweiz gewesen war, brach plötzlich ein grosses Unglück über ihn herein:
Ein von s. Bruder geleitetes Kaufmannshaus, dem er volles Vertrauen geschenkt und bei welchem er unter s. Verantwortlichkeit grössere Summen aus der Salzamtscasse angelegt hatte, stellte 1829 unerwartet die Zahlungen ein (4), — und nun blieb Finsler, obschon durch opferwillige Freunde der Staat schadlos gehalten wurde, kaum etwas anderes übrig als sofort seine sämmtlichen cantonalen und eidgenössischen Stellen niederzulegen und Zürich zu verlassen.

Er zog sich nun nach Bern zurück, wo er bei mehreren Freunden, insbesondere bei dein ihm in Glück und Unglück, trotz etwas verschiedenen politischen Ansichten, unerschütterlich treuen Oberst Wurstemberger (5), s. Nachfolger als Oberstquartiermeister, die zuvorkommendste Aufnahme fand, und durch Letztern Gelegenheit erhielt seine nunmehrige Musse zu mathematisch-militärischen Arbeiten für den eidg. Generalstab zu verwenden, bis ihn 1841 der Tod im 76. Lebensjahre abrief.