Kapitel XV. Die eidgenössische Triangulation.

 

125. Die Triangulation unter Leitung von Feer.

Während der im Jahre 1809 nothwendig gewordenen Grenzbesetzung gegen Oesterreich und Bayern benutzte Oberstquartiermeister Finsler die Anwesenheit mehrerer tüchtiger junger Stabsofficiere um sie nicht nur verschiedene grössere Recognoscirungen, sondern auch unter Oberleitung von Feer einige zu topographischen Zwecken benutzbare trigonometrische Messungen machen zu lassen.

Feer selbst bearbeitete mit seinem 10zölligen Theodoliten von Cary das Hauptdreiecksnetz von der Standlinie im Hard bei Zürich bis an den Bodensee. Es wurden dafür nur wenige künstliche Signale errichtet, sondern grossentheils Thürme, Gebäude, etc. als solche benutzt, so dass die Excentricität an manchen Stationen sehr beträchtlich ausfiel. Immerhin zeigten sich die Resultate, soweit sie sich durch die gleichzeitigen Arbeiten der französischen Ingenieure controliren liessen, als zuverlässig; so z.B. erhielt Feer aus seiner, zu 1738t,603 angenommenen Basis für die Distanz Schauenberg-Hörnli 5864t,30, während die Franzosen 5864t,01 fanden, — eine Differenz, welche als nicht sehr bedeutend erachtet, und als Folge eines kleinen Fehlers der von Feer zur Bassismessung benutzten Toise angesehen
wurde (1).

Die Hauptdreiecke finden sich, soweit ich sie aus verschiedenen Carnet's zusammenfinden konnte, in der beigegebenen Skizze (m = 2) zusammengestellt, — in punktirten Linien auch diejenigen, welche zum Anschlüsse von Feer's Sternwarte (2) an das Dreiecksnetz dienten; eine grosse Anzahl anderer Punkte dagegen, an denen beobachtet wurde, wie z. Brütten, Irchel, Randen, Hohenhöwen, Romanshorn, Lindau, Constanz, Hundwylerhöhe, Kreuzeck, etc. habe ich weggelassen, da mir ihre Verbindungen nicht ganz klar geworden waren. —

Netz des Kantons Zürich

Gleichzeitig besorgten die Officiere Pestalozzi (3), Wurstemberger (4), Bonstetten (5) und Roger (6) die Specialtriangulirung der Kantone Thurgau, St. Gallen und Appenzell, wofür sie theils einen vierzölligen Ramsden'schen Theodoliten, theils einen Spiegelsextanten benutzten. Besonders thätig war dabei der Erstgenannte, der s. Arbeit auch noch in den Jahren 1810 bis 1814, wenn auch mit manchen Unterbrechungen fortsetzte, und es ist namentlich ihm zu verdanken dass, während von dem übrigen unvollendet gebliebenen Dreiecksnetze später das Meiste durch Verschwinden der Signale vor Benutzung wieder verloren ging, die Triangulirung von Appenzell abgeschlossen und als Probe der Detailmessung die Karte von Gais, Trogen und Speicher angefertigt wurde und damit Oberst Merz Veranlassung und Grundlage zu vollständiger Aufnahme jener Gegenden erhielt (7).

Da überdiess etwas später, muthmasslich 1819, Ingenieur Frey die Secundärtriangulation im St. Galler-Oberlande besorgte und, wenigstens theilweise, die topographische Aufnahme des Bezirkes Sargans und des Toggenburgs ausführte, so waren dadurch die Vermessungen an der Linth und am Oberrhein mit denjenigen von Feer im Rheinthal verbunden, und so wenigstens für einen erheblichen Theil der Ostschweiz ein besseres Karten-Material beschaffen. —

In einem Kreisschreiben, das Landammann von Wattenwyl (9) im März 1810 an die Kantone abgehen liess, bemerkte er unter Anderm, dass das Bedürfniss guter topographischer Schweizerkarten sich bei der letzten Grenzbesetzung lebhaft gezeigt habe, zumal der Meyer'sche Atlas in Beziehung auf die östlichen Grenzen des Landes als unvollständig und fehlerhaft erschienen sei, und fügte bei:
„Das bei dem General-Stabe errichtete topographische Büreau hat unter einsichtsvoller Leitung trigonometrische Vermessungen vornehmen lassen, welche sich bereits über die Cantone Thurgau, Appenzell, St. Gallen und Zürich ausdehnen, und die, da sie fortgesetzt werden sollen, ein Werk von vorzüglichem Interesse verheissen.

Jeder Canton, der daran Theil nehmen will, dürfte am Besten selbst den Betrag bestimmen, den er an die Kosten zu zahlen geneigt ist, und von der Tagsatzung selbst könnte jährlich eine massige Summe aus der Centralcasse der Direction des topographischen Bureau erlassen werden."

Wenn nun auch dieser Anzug momentan keine grossen Folgen hatte, da von darauf hin erfolgten Anerbietungen der Kantone nichts ruchbar wurde,—auch aus der Centralcasse 1810 nur 1600 Fr., und dann erst wieder 1817 eine gleiche Summe für diesen Zweck bestimmt wurde, so dass kaum die eigentlichen Baarauslagen gedeckt werden konnten, — so war er doch für die Folge sehr wichtig, da durch ihn und die darauf hin erfolgten kleinen Anweisungen, zum ersten Mal im Principe anerkannt wurde dass die Erstellung einer richtigen Karte ein Landesbedürfniss und eine öffentliche Aufgabe sei.