Kapitel XV. Die eidgenössische Triangulation.

 

127. Johann Caspar Horner.

Zu Zürich 1774 geboren, studirte Johann Caspar Homer zunächst Theologie, und stand längere Zeit als wohlbestallter Pfarr-Vicar in Neunforn; aber wie ihn schon während s. Studienzeit die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer vorzugsweise angesprochen hatten, und ihm die Erlaubniss von Feer zuweilen die Warte auf dem Karlsthurme zu besuchen die grösste Freude bereitete, so benutzte er auch in Neunforn jeden freien Augenblick, um sich mit einem ihm von demselben geliehenen Spiegelsextanten zu üben (1), und als er 1796 nach Göttingen abging, geschah es nicht zu Gunsten der Theologie.

Des Aufenthaltes von Horner bei Zach auf dem Seeberge und bei Repsold in Hamburg,
— seiner in den Jahren 1803 bis 1806 als Schiffsastronom mit Krusenstern gemachten Reise um die Welt,
— s. Verzichtleistung auf den sich ihm nachher in Russland eröffnenden Weg um, s. Familie zu lieb, in der Heimat eine zu s. Neigungen nicht recht passende Schulstelle zu übernehmen,
— s. Thätigkeit als astronomischer Schriftsteller und als Mitarbeiter an der neuen Ausgabe des Gehler'schen Wörterbuches, — etc. ist hier nicht am Platze einlässlicher
zu gedenken (2),
— und von seinen mehrfachen und grossen, leider schon 1834 durch erfolgten Tod abgebrochenen Verdiensten um die Vermessung der Schweiz wird in mehreren nächstfolgenden Nummern zu sprechen sein (3).

Dagegen mag hier noch Folgendes Platz finden: Horner war bei Freund Repsold ein tüchtiger praktischer Mechaniker, bei Meister Zach und dann namentlich auf s. Seereise ein geübter Beobachter geworden, und hatte den Vorsatz nach Rückkehr in die Heimat sich sofort eine Werkstätte und ein kleines Observatorium anzulegen.

Dass Ersteres in gewissem Maasse geschah, — dass er sich von Repsold verschiedene Utensilien, sogar eine kleine Theilmaschine kommen liess, auf der er z.B. 1810 einen Quadranten theilte, — dass er auch vielfach über constructiven Detail nachdachte und Proben machte (4), und überhaupt s. Interesse für praktische Mechanik nie verlor, zeigt sich in seiner langjährigen Correspondenz mit Repsold zur Genüge (5); dagegen fehlte ihm, je mehr seine vielseitige Tüchtigkeit in Anspruch genommen wurde, auch immer mehr die nöthige Musse, um selbst feilen und drehen zu können, und er musste sich zuletzt ganz darauf beschränken s. Ideen durch Andere ausführen zu lassen, wofür ihm zum Glücke Oeri (6) an die Hand gehen konnte, über welchen er schon 1810 III 12 an Repsold schrieb:
„Der hiesige Mechanicus Oeri, ein junger und fleissiger Mann, hat alle Lust und Sorgfalt, die für einen Künstler nothwendig ist; er arbeitet ungleich fleissiger als sein ehemaliger Lehrmeister Lenoir in Paris", —und den er bis zu s. Tode fortwährend benutzte und schätzte, wie sich noch bei späterer Gelegenheit zeigen wird.

Auch für astronomische Arbeiten richtete sich Horner ganz artig ein, indem er ausser einem Spiegelsextanten von Utzschneider und einer von Repsold bezogenen Pendeluhr mit Quecksilbercompensation, einen Fraunhofer'schen vierfüssigen parallaktisch montirten Achromaten besass, zu welchem er nach eigener Idee durch Oeri ein Filar-Mikrometer verfertigen liess, — ferner von Buzenzeiger einen sog. Vicechronometer ankaufte, wozu noch ein grosser Theodolit kommen sollte, den er 1817 bei Schenk bestellte, jedoch nie erhalten zu haben scheint; aber gerade viel beobachtete er, mit Ausnahme von Finsternissen, Bedeckungen, Durchgängen und einigen Kometen, nicht (7), — theils aus schon angegebenen Gründen, theils weil erst s. Wohnung und später s. Befinden nicht dazu angethan war, so dass es für ihn mehr angezeigt schien zu rechnen und zu schreiben, als am Instrumente zu stehen (8).

Fast noch besser kamen Hypsometrie und Meteorologie weg, wie uns s. Reisebarometer (9), s. Regenmesser (10), seine „Tables hypsometriques. Zuric 1827 in 8", seine classische Abhandlung über den Einfluss der Tageszeit auf die barometrischen Höhenmessungen (11), etc. beweisen, seiner Verdienste um die Erstellung eines meteorologischen Netzes erst später zu gedenken (12).