Kapitel XX. Die Ausgabe der Karten.

 

158. Groll, Bressanini und Müllhaupt.

Von Buchs im Wehnthal stammend, aber zu Zürich 1809 geboren, arbeitete Joh. Jakob Goll lange Jahre als Zeichner bei s. Pathen Oberst Pestalozzi, und beschäftigte sich nebenbei mit kartographischen Arbeiten.

Eine muthmasslich erste, wenigstens noch auf einen Anfänger deutende, auf einem Blatte von 20 auf 27 cm. erschienene „Carte der Gotthardsstrasse vom Vierwaldstätter-See bis an den Tessin. Zürich 1830. — J. J. G. del. — A. Hartmann lith." zeigt nämlich, bei ganz ordentlicher Anlage (1), eine ziemlich mittelmässige Zeichnung.
Bedeutend besser ist bereits der dem Schriftchen .von Ferd. Keller „Die Tieferlegung des Lungern-See's. Zürich 1836 in 8" beigegebene, die Signatur „J. J. Goll fec." zeigende Situationsplan.

Dann folgte die schon erwähnte, sehr brave Zeichnung der von Sulzberger aufgenommenen Karte des Thurgau (2), und 1839 die durch Heinr. Füssli in Zürich herausgegebene
„Carte physique et routière de la Suisse. Dressée d'après les meilleurs matériaux par J. J. Goll. Gravée par Duval et Bressanini", — ein ziemlich gut angelegtes und hübsch ausgeführtes Blatt von 68 auf 47 cm., das der Keller'schen Karte, der es auch muthmasslich Concurrenz zu bilden bestimmt war, an die Seite zu stellen, jedoch im südöstlichen Viertel bedeutend richtiger ist (3).

Im Jahre 1838 wurde Goll von Dufour, sei es in Folge s. Publicationen, sei es auf Empfehlung von Pestalozzi, in das topographische Bureau nach Genf berufen, und arbeitete nun dort, wie wir im Folgenden noch des Nähern vernehmen werden, bis zu seinem 1861 erfolgten Tode in ausgezeichneter Weise. —

 

Zu Riva di Trente im ital. Tyrol im Jahre 1803 geboren, machte Rinaldo Bressanini im topographischen Institute zu Mailand eine Art Lehrzeit durch, — diente nachher in einem italienischen Regimente in Ungarn, — und kam 1838 als Flüchtling nach Zürich, wo er sich bei mehreren, bereits erwähnten Kartenwerken als sehr geschickter Stecher hervorthat.

Von Dufour 1839 für den Stich der Kantonskarte nach Genf berufen, befriedigte er ihn so vollständig, dass er ihm 1841 auch den Stich der Schweizerkarte übergab (4). Nachdem er jedoch einige Blätter vollendet hatte, überliess er die weitere Arbeit seinem bisherigen Gehülfen Müllhaupt, und scheint von da ab in Genf bis zu seinem 1864 erfolgten Tode privatisirt zu haben.
„C'était un homme intelligent, laborieux et habile dans sa profession", sagt Bétemps. „Il avait aussi des idées très excentriques, s'occupant sérieusement de questions telles que la quadrature du cercle, l'art de diriger les ballons et de s'en servir en temps de guerre pour anéantir une armée ennemie, et autres du même genre." —

 

Im Jahre 1820 zu Zürich dem Jakob Müllhaupt, Bedienter von Hofstetten, geboren, debütirte Hans Jakob Müllhaupt als Colorist, erlernte dann bei Kull in Zürich den Stich in Acquatinta und das Radiren, wurde mit Bressanini bekannt, und begleitete diesen 1839 nach Genf um von ihm auch noch den Stich in Kupfer mit Grabstichel und Nadel zu lernen.
Als 1841 der Stich der topographischen Schweizerkarte beginnen sollte, wurde er mit Bressanini für denselben engagirt und blieb dann bis zur Vollendung für ihn thätig, sodass weitaus der grösste Theil der Arbeit s. Fleisse und s. Geschicklichkeit zu verdanken ist.

Im Jahre 1859 eröffnete er für das Karten-Stechen die Firma „Müllhaupt und Sohn", aus der schon eine Menge von Arbeiten hervorgegangen sind, von welchen einzelne im Vorhergehenden bereits erwähnt wurden, andere noch zu erwähnen sein werden; sie besteht noch gegenwärtig in Bern, nur ist sie seit 1874 in den Besitz der Söhne Friedrich und Markus übergegangen.