Kapitel VII. Die Höhenmessungen.

 

67. Deluc und Saussure.

Die Aufgabe, welche sich schon Micheli gestellt hatte, die meteorologischen Instrumente zu verbessern, wurde durch s. Landsleute Deluc und Saussure noch in vollkommnerer und umfassenderer Weise gelöst, als es ihm möglich gewesen war:

Zu Genf 1727 geboren, machte Jean-André Deluc in s. Vaterstadt unter Cramer und Jallabert gute Studien, und sammelte dann dort die vielen Daten, welche er zu s. classischen Werke „Recherches sur les modifications de l'atmosphère. Geneve 1772, 2 Vol in 4", von welchem sofort einlässlicher die Rede sein wird, nöthig hatte, — fand nachher aber, um nicht gar zu sehr in die politischen Wirren, welche Genf damals durchzumachen hatte, verwickelt und der Wissenschaft entfremdet zu werden, für gut nach England überzusiedeln, wurde dort Mitglied der Royal Society, später Vorleser der Königin und Honorarprofessor in Göttingen, und starb 1817 zu Windsor (1).

Von s. Verdiensten mag hier vorläufig nur hervorgehoben werden, dass wir ihm, nächst Fahrenheit, unsere jetzigen zuverlässigen und vergleichbaren Thermometer verdanken, indem das unter dem Namen von Réaumur allgemein bekannte Quecksilberthermometer mit den Fundamentalpunkten am Thaupunkte und Siedepunkte, gar nicht von Réaumur, welcher wie Micheli ein Weingeistthermometer construirte, sondern von ihm herrührt, während er allerdings später (2) dessen willkürliche und unwesentliche Eintheilung in 80 Grade acceptirte (3), — und dass man ihm die jetzt noch mehr oder weniger geltenden Vorsichtsmassregeln verdankt, welche bei Construction und Gebrauch des Barometers befolgt werden müssen, —kurz dass er wesentlich als der Schöpfer unserer jetzigen zwei meteorologischen Hauptinstrumente anzusehen ist. —

Deluc's etwas jüngerer Landsmann Horace-Bénédict de Saussure wurde 1740 zu Genf geboren, studirte ebendaselbst mit grossem Erfolge, befreundete sich frühe mit Bonnet und durch ihn mit Haller, erhielt schon 1762 die Professur der Philosophie an der Academie zu Genf, und bekleidete dieselbe bis zu seinem 1799 erfolgten Tode mit grosser Auszeichnung (4).

Es ist hier nicht am Platze der Hauptarbeiten Saussure's, deren Resultate er in seinen classischen, bereits mehrfach erwähnten „Voyages dans les Alpes. Neuchatel 1779—1796, 4 Vol. in 4" niedergelegt hat, zu verfolgen (5), sondern ich habe hier zunächst daran zu erinnern, dass er den von Deluc geschaffenen meteorologischen Instrumentenschatz durch das von ihm eingeführte und in seinem „Essai sur l'hygrométrie. Neuchatel 1783 in 8" beschriebene Haarhygrometer wesentlich ergänzte, — ein Instrument, das, nachdem es während einiger Zeit etwas in den Hintergrund getreten war, in der neuern wieder, als Controle für den Psychrometer im Winter und als Bestandtheil der Registrirapparate, eine Hauptrolle spielt, und wohl noch lange spielen wird.

Immerhin darf ich nicht vergessen anzuführen, dass Saussure auf s. Reisen immer Barometer und Thermometer mit sich führte, — meistens auch eine sorgfältig gearbeitete Kette von 50' Länge, und einen vierzölligen Sextanten von Stancliffe, einem Schüler Ramsden's, sammt künstlichem Horizont, — und damit vielfache Messungen, namentlich auch barometrische und trigonometrische Höhenmessungen vornahm (6). Speciell mag hervorgehoben werden, dass er die Höhe des Matterhorns trigonometrisch ermittelte (7), und dass er 1787 auf s. Montblancbesteigung zwei Barometer von Paul mitnahm, während s. Sohn Theodor in Chamounix einen Barometer von Hurter beobachtete, und überdiess Senebier in Genf correspondirende Beobachtungen machte (8).