Kapitel VII. Die Höhenmessungen.

 

70. Die Höhenmessungen.

Es kann sich hier nicht darum handeln alle die zahllosen, vorzugsweise barometrischen, aber zum Theil auch trigonometrischen oder directen Höhenbestimmungen aufzuzählen, welche seit den Zeiten von Scheuchzer und Deluc durch die Lambert, Sulzer, Pictet, Saussure, Wild, Shuckburgh, Oriani, Spescha, Murith, Escher, Horner, Osterwald, Wahlenberg, Wière, Kaemtz, Bravais, Martins, Heer, etc. etc. in der hiefür so anlockenden Schweiz gemacht worden sind, zumal man sie bei Studer ziemlich vollständig zusammengestellt findet.

Es mag genügen den beiläufig an anderer Stelle gegebenen oder später zu gebenden Notizen noch zwei betreffende Nachrichten von besonderem Interesse beizufügen; einerseits mag an den trefflichen Jetzler (1) erinnert werden, der nicht nur 1765 ein damals als vorzüglich betrachtetes Reisebarometer construirte (2), und einer der Ersten war, welcher ein solches Instrument auf bis dahin für kaum erreichbar gehaltene Bergspitzen hinauftrug, sondern sogar auf einer im August 1791 ins Appenzell unternommenen Reise am Hohen Mesmer mit s. Barometer im Dienste der Hypsometrie verunglückte, und sodann mögen namentlich anderseits die zur Bestimmung der Höhe des St. Bernhard im laufenden Jahrhundert ausgeführten Operationen kurz beschrieben werden:

Es hatte Alexander Roger (3), der sich auch vielfach mit Construction von Barometern und ihrer Verwendung für Hypsometrie beschäftigte, schon in den Zwanziger Jahren, von einer kleinen Basis aus, durch Triangulation die Distanz von Lausanne bis zum Cret-de-la-Goutte beim Fort de l'Ecluse bestimmt, und daraus trigonometrisch die Höhe des Montblanc über dem Genfer-See, oder vielmehr über der schon 1775 durch George Shuckburgh (4) benutzten „Pierre du Niton", gleich 4435m.5, gefunden (5), — später in ähnlicher Weise auch noch andere Höhen, z. B. die der Dent de Morcles zu 2594m.3, ermittelt.

Roger beschäftigte sich sodann in den Jahren 1838 bis 1846 wiederholt mit der Bestimmung der Höhe des Klosters auf dem St. Bernhard, und ging dabei schliesslich (6) in der Weise vor, dass er, von einer mit Stäben sorgfältig gemessenen Basis in der Nähe des Klosters aus, trigonometrisch die Höhen einiger der umgebenden Punkte, von welchen aus der Montblanc und die Dent de Mordes sichtbar waren, über dem Kloster bestimmte; dann mass er die Zenithdistanzen dieser Letztern, und leitete nun aus ihnen, den Höhen der Standpunkte, und den durch die frühern Bestimmungen erhaltenen Höhen der beiden Berge, rückwärts die Höhe der „Cuvette du barometre" des Klosters über der Pierre du Niton ab; er fand so aus der Dent de Morcles 2103m.5367, — aus dem Montblanc 2101m.7789, — und also im Mittel 2102m.6578.

Roger hatte auch an eine directe Höhenbestimmung des Klosters über dem See gedacht „en prenant les distances à la châine et les inclinaisons au cercle-répétiteur", war aber wegen den grossen Schwierigkeiten davon abgestanden, und so blieb diese directe Bestimmung einer Operation vorbehalten, welche Professor Plantamour in Genf (7) und Oberst Burnier in Morges (8) im Sommer 1855 „en faisant usage du niveau à bulle d'air et à lunette" mit Hülfe der Ingenieure Chappex und Torcapel ausführten (9). Sie erhielten als Höhenunterschied zwischen der „Cuvette du baromètre“ und der „Pierre du Niton" 2101m.70, also nur 7 ½ cm. weniger als Roger über den Montblanc gefunden, und nicht voll lm weniger als er im Mittel angenommen hatte, — eine Uebereinstimmung, welche die treffliche Ausführung der beidseitigen schwierigen Operationen auf das Schönste darlegt.

Zum Schlusse erwähne ich noch die verdienstliche Zusammenstellung, welche Durheim (10) unter dem Titel „Sammlung trigonometrischer oder barometrisch-bestimmter absoluter Höhen der Schweiz und ihrer nähern Umgebung. Bern 1850 in 8" veröffentlichte, und die sich bald nachher an sie anschliessende, von unserm verdienten Geographen Ziegler (11) publicirte „Sammlung absoluter Höhen in der Schweiz. Zürich 1853 in 8", der betreffenden Publicationen von Osterwald und Eschmann bei anderer Gelegenheit zu gedenken (12).