Die Schweizerische Geodätische Kommission SGK wird 1861 als Organ der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft SNG gegründet. Anlass dazu gibt die Einladung des preussischen Generals J. J. Baeyer an die Schweizerische Eidgenossenschaft, sich an der Mitteleuropäischen Gradmessung zu beteiligen. Die SGK tagt am 11. April 1862 zum ersten Mal und hat zu entscheiden, ob die Triangulation primordiale, die als Grundlage für die Dufourkarte von 1822 - 1839 gemessen wurde, auch als Schweizer Beitrag für dieses wissenschaftliche Projekt dienen könnte. Sowohl bezüglich Genauigkeit der Originalbeobachtungen wie auch bezüglich Stabilität und Zustand der Fixpunkte (FP), soweit sie überhaupt noch vorhanden sind, bestehen grosse Bedenken. Gemäss den Vorgaben der Projektleitung hat die Ausgleichung des neuen Netzes streng nach der damals noch wenig verbreiteten Methode der kleinsten Quadrate zu erfolgen.
Die SGK beschliesst, das Netz zu revidieren, schwache Teile neu zu messen und einen geeigneteren Übergang über die Alpen in die Südschweiz zu suchen, der es erlauben soll, auf jedem TP zu stationieren und Winkelmessungen durchzuführen. Das gelingt tatsächlich, nicht zuletzt dank der Dufourkarte, auf deren Grundlage ein Netzentwurf im Büro ausgearbeitet werden kann. Die Messungen beanspruchten dann aber viel mehr Zeit als ursprünglich angenommen und ziehen sich bis 1879 hin.
In den Jahren 1880/81 können, mit Unterstützung des spanischen Militärgeographischen Instituts, drei neue Grundlinien (Basen) gemessen werden,
die dem Netz einen sicheren Massstab geben sollen. Sie liegen bei Aarberg (Grosses Moos; BE), bei Weinfelden (TG) und bei Giubiasco (Magadinoebene, TI). Die Messungen der drei Basen von 2 - 3 km Länge erfolgen mit dem spanischen Basis-Messapparat «Ibañez» , der für diese Strecken eine Standardabweichung von 1 mm verspricht. Ihr Massstab muss mit Hilfe von Basisvergrösserungsnetzen auf die Seiten der Gradmessungs-Triangulation übertragen werden, was sich je nach Topografie als mehr oder weniger problematisch erweist. Das Netz in Weinfelden hat eine ungünstige Geometrie und jenes im Tessin weist steile Visuren auf, so dass auf einigen Stationen die Lotabweichungen berücksichtigt und viele Messungen wiederholt werden müssen, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
Für die Lagerung des Netzes werden auf den Sternwarten des Landes und auf gut zugänglichen TP astronomische Beobachtungen durchgeführt. Als grösstes Problem stellt sich dabei die zur Bestimmung der geografischen Länge benötigte Zeitübertragung über die Telegrafenleitungen heraus. Diese Arbeiten und die strenge Ausgleichung des Netzes nach der Methode der kleinsten Quadrate sind grosse Herausforderungen und nehmen noch weitere Jahre in Anspruch.
Die Resultate des neuen Bezugsrahmens «LV1890» können erst im Jahre 1890 publiziert werden. Die erreichte Genauigkeit lässt sich allerdings sehen und rechtfertigt die Neumessung des Netzes im Nachhinein. Der mittlere Richtungsfehler aus der Ausgleichung liegt bei 0.9. Die Beobachtungen und Berechnungen sind in den Publikationen der SGK sauber und sehr detailliert dokumentiert.